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Tipps für den Antrag auf einen Pflegegrad

Der Antrag auf einen Pflegegrad kann für Angehörige und Patienten oft wie ein bürokratischer Dschungel wirken. Doch mit der richtigen Vorbereitung und einigen wichtigen Tipps lässt sich dieser Prozess deutlich einfacher gestalten. Ziel ist es, dem Gutachter der Pflegekasse ein möglichst vollständiges und realistisches Bild der Pflegesituation zu vermitteln.

Vor dem Antrag:

Die Vorbereitung ist die halbe Miete

 

  1. Nicht zu früh, aber auch nicht zu spät:

    • Stellen Sie den Antrag, sobald ein Hilfebedarf im Alltag erkennbar wird, auch wenn dieser noch gering erscheint. Ein frühzeitiger Antrag ist wichtig, da Leistungen frühestens ab dem Antragsdatum gezahlt werden.

  2. Ärztliche Unterlagen sammeln:

    • Besorgen Sie alle relevanten medizinischen Befunde, Diagnosen, Arztbriefe, Krankenhausberichte und Medikamentenpläne. Diese Dokumente sind eine wichtige Grundlage für den Gutachter.

  3. Ein Pflegetagebuch führen:

    • Führen Sie über mindestens 14 Tage (besser 2-4 Wochen) detailliert Buch darüber, welche Hilfen Ihr Angehöriger wann, wobei und in welchem Umfang benötigt. Notieren Sie auch, wie lange bestimmte Tätigkeiten dauern und ob es Besonderheiten gibt (z.B. Sturzgefahr, nächtliche Unruhe, Vergesslichkeit).

    • Beispiel: „08:00 Uhr: Braucht Hilfe beim Aufstehen und Anziehen (ca. 20 Min.). Muss dreimal an die Reihenfolge erinnert werden. 10:00 Uhr: Vergisst Medikamenteneinnahme, muss daran erinnert und die Tabletten gereicht bekommen.“

    • Notieren Sie auch schlechte Tage, nicht nur gute.

  4. Umfassend informieren:

    • Lesen Sie sich im Vorfeld über die Kriterien zur Ermittlung des Pflegegrads ein. Es geht um die Selbstständigkeit in sechs Modulen: Mobilität, kognitive und kommunikative Fähigkeiten, Verhaltensweisen und psychische Problemlagen, Selbstversorgung, Bewältigung von Krankheits- und Therapie-bedingten Anforderungen, Gestaltung des Alltagslebens und soziale Kontakte.


 

Der Antrag selbst: So gehen Sie vor

 

  1. Antrag bei der Pflegekasse stellen:

    • Der Antrag ist formlos möglich, also ein Anruf oder ein kurzes Schreiben an die zuständige Pflegekasse (die ist bei der Krankenkasse angesiedelt) reicht aus.

    • Formulieren Sie klar: „Hiermit beantrage ich für [Name des Patienten], geboren am [Geburtsdatum], die Feststellung eines Pflegegrades.“

    • Die Pflegekasse schickt Ihnen dann die offiziellen Antragsformulare zu und beauftragt den Medizinischen Dienst (MD) oder MEDICPROOF (für privat Versicherte) mit der Begutachtung.


 

Das Begutachtungsgespräch: Der entscheidende Termin

 

  1. Vorbereitung auf den Besuch des Gutachters:

    • Pflegetagebuch bereitlegen: Überreichen Sie dem Gutachter das ausgefüllte Pflegetagebuch. Es ist Ihr wichtigstes Beweismittel.

    • Alle Unterlagen bereithalten: Ärztliche Berichte, Medikamentenpläne etc.

    • Anwesend sein: Der pflegende Angehörige (oder die Hauptpflegeperson) sollte unbedingt beim Termin anwesend sein, da er die Pflegesituation am besten kennt und detailliert beschreiben kann.

    • Ehrlich und konkret sein: Beschreiben Sie die Situation so, wie sie tatsächlich ist, nicht wie sie im besten Fall sein könnte. Sprechen Sie über Schwierigkeiten, Hilfebedarf und auch die „schlechten Tage“.

    • Nichts beschönigen: Viele Angehörige tendieren dazu, die Fähigkeiten des Pflegebedürftigen zu beschönigen. Dies kann jedoch zu einem zu niedrigen Pflegegrad führen.

    • Nicht nur erzählen, sondern zeigen: Wenn bestimmte Handgriffe oder Tätigkeiten nur mit großer Mühe oder gar nicht gelingen, beschreiben Sie dies präzise.

    • Beispiel: Wenn der Angehörige Schwierigkeiten beim Anziehen hat, beschreiben Sie genau, welche Handgriffe Unterstützung erfordern (z.B. „Er schafft es nicht, die Arme in die Ärmel zu stecken“ anstatt „Er braucht Hilfe beim Anziehen“).

    • Alle relevanten Bereiche ansprechen: Gehen Sie die sechs Module des Begutachtungsassessments mit dem Gutachter durch und beschreiben Sie den Hilfebedarf in jedem Bereich.

    • Sicherstellen, dass alles besprochen wurde: Wenn Sie das Gefühl haben, dass wichtige Punkte vergessen wurden, sprechen Sie diese aktiv an.


 

Nach dem Begutachtungsgespräch

 

  1. Bescheid prüfen:

    • Sie erhalten den Bescheid über den Pflegegrad in der Regel innerhalb weniger Wochen.

    • Prüfen Sie den Bescheid genau. Wenn Sie mit der Entscheidung nicht einverstanden sind oder der Pflegegrad zu niedrig erscheint, legen Sie innerhalb eines Monats Widerspruch ein.

  2. Widerspruch einlegen (falls nötig):

    • Begründen Sie den Widerspruch detailliert und fügen Sie ggf. weitere Dokumente (z.B. ein detailliertes ärztliches Attest, das den Hilfebedarf untermauert) bei. Sie können auch ein erneutes Gutachten beantragen.

Durch diese Tipps können Sie den Antragsprozess strukturieren und die Chancen erhöhen, dass der korrekte Pflegegrad für Ihren Angehörigen festgestellt wird.

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